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Lametitz

1088 - 1965

(Lomazice)

von Zdena Binterova, Übersetzung Gerhard Stübiger

Die Ortschaft Lametitz lag am rechten Ufer des Flusses Eger, auf einer Seehöhe von 240 m. Von Kaaden war sie in südwestlicher Richtung rund 7 km entfernt. Der Boden war hier sehr fruchtbar. Lametitz war Bestandteil des Saazer Hopfengärten und die lametitzer Bauern hatten seit der Hälfte des vorigen Jahrhunderts Hopfengarten an beiden Ufern der Eger. Jedes Jahr wurden die Hopfengärten überschwemmt und auch das Tauwetter verursachte große Schäden.

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Die Zeitgenossen erzählten, dass die angehäuften Eisschollen Schauder erweckt hatten und dass alle ständig die Eger beobachtet und gewartet haben, wie sich die Situation weiter entwickeln wird. In trockenen Jahren war demgegenüber in der Eger so wenig Wasser, dass man den Fluss über hervorragende Steine überschreiten konnte.
Das war jedoch nicht notwendig, weil in Lametitz eine Brücke stand, in der letzten Zeit die einzige im Bereich des Negranitzer Stausees. Diese Brücke wurde im Jahr 1912 statt der oft beschädigten Holzbrücke gebaut.

Die Landschaft um Lametitz war schon in der Urzeit besiedelt. Lametitz wird jedoch zum ersten Mal erst im Jahr 1088 erwähnt und zwar in der Gründungsurkunde der Wissegrader Kirche: Wratizlaus Rex eccl. „Wissegrad Loumazicích terram Donat". Der Name der Ortschaft ist slawischer Herkunft und bedeutete das Dorf der Leute von Lomaz, der Lomazitzer. Bis in die Hälfte des 14. Jahrhunderts findet man keinen Bericht über Lametitz, erst später wird die Pfarrkirche der Heiligen Maria Magdalena erwähnt. Lametitz war in dieser Zeit wahrscheinlich sehr arm, weil die Kirche von der Zahlung des päpstlichen Zehntel befreit war. In den Jahren 1354-65 wird Hynek von Lametitz erwähnt. Später gehörte Lametitz zur Herrschaft Fünfhunden und im 16. Jahrhundert zur Herrschaft Pohlig, bei der es bis zum Jahr 1850 blieb, obwohl sich die Besitzer abwechselten, z. B. im Jahr 1546 verkaufte Beneš Maštovský von Kolowrat die Ortschaften Pohlig, Lametitz und Dehlau dem Ritter Ždárský von Saar, es folgten weitere Besitzer und im 16. Jahrhundert gehörte die Ortschaft der Familie Lobkowitz, dann kurz der Königlichen Kammer und ab 1596 der Familie Stampach. Nach der Schlacht auf dem Weißen Berge, wurde der Besitz Pohlig zuerst konfisziert, dann zurückgegeben und im Jahr 1628 dem Grafen Schlick aus Holejc verkauft.

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Im Jahr 1654 lebten in Lametitz nur 2 Bauern, 8 Häusler und 1 Untertan.

Die ursprünglich gotische Kirche am Dorfplatz wurde im Jahr 1592 erweitert und um 100 Jahre später im Barockstil umgebaut. Die Kosten deckte der damalige Besitzer der Herrschaft Pohlig der Graf von Wurnsbach und seine Gattin, geborene Schlick. In der Kirche befanden sich Grüfte der Ritter von Strojetitz und der Grafen von Pergen, der ehemaligen Besitzer der Herrschaft Pohlig. Im Jahre 1761 verlor die Kirche das Statut der Pfarrkirche und wurde zur Filialkirche der Kirche in Dehlau.


In dritten Drittel des 18. Jahrhunderts wurde in Lametitz auf Kosten der Grafin von Pergen ein spätgotisches Beneficiumhaus für zwei Lokalkapläne erbaut. Es war ein einstöckiges Haus mit Risalit. In den Jahren vor dem Niedergang der Ortschaft befand sich hier der Rat der Gemeinde. Im Jahr 1748 lebten in Lametitz 51 Einwohner und im Jahr 1787 waren hier 15 Häuser. In den Jahren 1815 - 1868 gehörte die Herrschaft Pohlig, zu der Lametitz gehörte, dem Fürst Windischgrätz und dann bis zum Jahr 1923 der Familie Lobkowitz.

Seit 1850 gehörten ihnen jedoch nur die Güter mit Grundstücken, weil das Dorf schon eine selbständige Gemeinde war. Im Jahr 1869 hat Lametitz seine Selbständigkeit verloren und wurde zur Ortschaft der Gemeinde Pohlig.

Das Gebiet von Lametitz lag im mittleren Teil des Kohlenbeckens von Fünfhunden, wo die Braunkohlegewinnung niemals große Bedeutung erreichte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war hier die Dreieinigkeits-Zeche und später die Zeche Wilhelmine tätig, die im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts stillgelegt wurden.

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Der Anfang des 20. Jahrhunderts brachte den Einwohnern von Lametitz große Änderungen. Das im Jahr 1908 auf der Eger erbaute Kaadener Wasserkraftwerk, das in der Nähe von Želiny lag, war nicht mehr fähig, den erhöhten Strombedarf zu decken. Die Stadt Kaaden hat sich deshalb für den Bau eines neuen leistungsfähigeren Wasserkraftwerkes entschlossen. Sie kaufte Grundstücke in Lametitz und obwohl der 1. Weltkrieg den Bau verschoben hat, begann man gleich im Jahr 1919 mit dem Bau. Das neue Kraftwerk in Lametitz wurde im Jahr 1925 in Betrieb genommen. Schon im folgenden Jahr lieferte es Strom an 233 Gemeinden. Das Kraftwerk musste im Jahr 1965 dem Bau des Negranitzer Stausees weichen. Das Wasser des Stausees hat nicht nur das Kraftwerk sondern auch die gesamte Gemeinde Lametitz überschwemmt.

Die deutsche Bevölkerung wurde in den Jahren 1945/46 aus ihrer angestammten Heimat vertrieben.

Link: Die Gedenksteine am Kaadner Friedhof