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Merzdorf

1460 - 1953

(Martinov)

Von Zdena Binterova

 

Merzdorf war neben Redenitz die zweitgrößte Gemeinde unterhalb des Liesenberges. Es lag auf seinem Nordhang im Tal des Merzdorfer Baches auf einer Seehöhe von 610 m. Im niedrigen Teil wurde der Merzdorfer Bach Köttwaer Bach genannt. Das Dorf war von Kaaden westsüdwestlich 9,7 km weit und seine Gemarkung betrug 383 ha. Auch die Dörfer Grün, Humitz, Liesen und Melk gehörten zu Merzdorf. Seit dem Jahre 1850 bis zum Jahr 1908 gehörten zu Merzdorf auch Teltsch und Tunkau und seit dem Jahre 1868 bis 1924 die Groß- und Klein-Spinnelsdorf. Der Pfarrsprengel und die Post waren in Redenitz, eine zweiklassige Schule war am Ort. Dorthin gingen die Kinder auch aus Grün, Humitz, Liesen und Groß-Spinnelsdorf. In der Dorfmitte stand eine neuzeitige Kapelle mit einem Türmchen, die der Himmelfahrt der Jungfrau geweiht wurde. Wenn auch heute von Merzdorf nur wenige Mauerreste erhalten blieben, der Platz, an dem die Kapelle stand, ist immer noch gut sichtbar.

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Die erste bekannte Erwähnung Merzdorfs stammt aus der Eigentumsliste der Burg Egerberg aus dem Jahre 1460, wo „Merczdorf" angeführt ist. Die Benennung des Dorfes erscheint auch in weiteren Urkunden, die sich zu Egerberg beziehen, und zuletzt auch in der Liste des Eigentums nach der Schlacht am Weißen Berge, das dem Mathias dem Jüngeren von Steinbach beschlagnahmt wurde. Im Jahre 1623 wurde auch Merzdorf in die Herrschaft Klösterle des Christoph Simon von Thun eingegliedert und dabei blieb es bis zum Jahre 1850.

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Im Jahre 1654 lebten dort 3 Bauern, davon einer auch Schankwirt war, 9 Häusler, einer von ihnen war Zimmermann und der zweite Schneider, ferner 2 waren sog. Gärtner. Zwei Untertanen lebten auf Gemeindekosten. Nach der Steuerrolle waren die hiesigen Häuser und auch die Kornfelder schlecht, hügelig, es gab wenig Wiesen. Der Lebensunterhalt wurde durch Viehzucht, Spinnen und durch Holzarbeit beschafft. Die zerstörten Häuser waren sichtlich die Folgen des 30-jährigen Krieges.

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Lapidarium:

Fundstück: Zwei Steinerne Säulen mit Hand-Geländer bei der

Treppe zum Bauernhof auf einer Anhöhe

Einweihung: 3. Juli 2005

Im Jahre 1787 standen dort 28 Häuser, 1846 schon 33 Häuser und 174 Einwohner. Von Redenitz war Merzdorf rund eine Stunde westlich entfernt. Sommer führte im Dorf ein Gasthaus, eine Schule unter der Patenschaft der Herrschaft, und eine Mühle mit einem Sägewerk an. Im Jahre 1863 wurde Merzdorf zur selbständigen Gemeinde. Nach den statistischen Tabellen aus dem Jahre 1850 gehörten der Herrschaft nur wenig an Feldern. Die Mehrheit der Felder wurde unter Merzdorfer Landwirte verteilt, die überwiegend Korn, Hafer, Kartoffeln und Futterpflanzen anbauten. Das Adressbuch führte in Merzdorf 3 Damenschneiderinnen, einen Schneider, drei Schuster, zwei Mauerer, zwei Zimmerleute, je einen Schmied, Wagner, Fleischer, zwei Gasthäuser, eine Trafik und eine Mühle an.

Nach dem Jahr 1945 kam hier, wegen der Vertreibung der deutschen Bevölkerung, eine Menge neuer Einwohner, die aber zum 15. 6. 1953 wieder wegziehen mussten, da der Ort in den Truppenübungsplatz einbezogen wurde.

Gedichte von Frau Gerti Neuderth

 

Zusätzlicher Text:

Gerichtsbezirk Kaaaden

Die politische Gemeinde Merzdorf umfasste die Ortschaften Merzdorf, Liesen, Melk,

Humitz, Grün, Groß- und Kleinspinnelsdorf.

301 ha, 35 Häuser,184 Einwohner, alle deutsch

Pfarre und Post: Redenitz, 2-klassig deutsche öffentliche Schule

Zweit größtes Dorf neben Redenitz unter den Liesener Bergen. Lag 610 m über dem Meersspiegel am Merzdorfer Bach. Am Dorfplatz stand eine neuzeitliche Kapelle. Die Bevölkerung lebte hauptsächlich von der Landwirtschaft; es wurden Korn, Hafer, Kartoffeln und Futterpflanzen angebaut. Der Ort hatte zwei Fleischhauer mit Gasthaus, 1 Kaufladen, 4 Mauerer, 2 Schmiede, 1 Schneider, 1 Schuhmacher, 1 Tabaktrafik, 1 Mühle, 4 Zimmerleute, 1 Wagner, 25 Landwirte, 1 gewerbliche Genossenschaft.

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