Das Verschwinden des Ödschlosses
aus dem Kaadner Heimatbrief 4/ 2006
Entnommen dem handgeschriebenen Buch "Das Verschwinden
des Ödschlosses" und "Die verschwundene Burg" von Paul Löffler
Der zweithöchste Berg des Duppauer Gebirges mit 935 Metern Seehöhe führt den Namen " Ödschloß". Er liegt etwa dreieinhalb Kilometer südwestlich der Stadt Duppau. Man genießt dort nach Westen und Norden eine grandiose Aussicht. Gegen Süden erblickt man den höchsten Berg des Gebirges, den "Burgstadtl" mit 938 m.
Wie der Name sagt, soll auf dem Ödschloß einmal ein Schloß gestanden haben, von dem sich kaum noch eine Spur erhalten hat. Nur einige bemooste Steinhaufen am nordöstlichen Abhang lassen verfallene Mauern vermuten. Der Bestand fällt wohl in eine vorhistorische Epoche Böhmens. Über Besitzer dieses Schlosses ist nichts bekannt; wohl aber gibt es einige Sagen über seinen Untergang:
Ein auf dem Ödschloß einst wohnender Ritter wird als wild und grausam beschrieben. Er soll die Frau eines Nachbarn geraubt haben. Da ihm diese ihre Liebe nicht schenken wollte, warf er sie samt ihrem Manne in den Kerker und ließ sie unmenschlich martern. Während dieser Zeit wurde das Ödschloß von benachbarten Rittern , denen er Schaden zugefügt hatte, belagert und endlich eingenommen. Der Ritter kam dabei samt seinen Mannen um. Die beiden Gefangenen kamen frei. Der Mann aber wollte nicht an die Tugend seiner Gattin glauben. Er verstieß und mißhandelte sie.
Dies ihr Mißgeschick klagte die Frau einem Zwerg. Dieser suchte ihren Gemahl auf und versuchte ihm die Grundlosigkeit seiner Eifersucht klarzumachen. Der Zwerg stieß auf taube Ohren des Gemahls. Dieser mißhandelte sogar den Zwerg. Da verzauberte der Zwerg ihn in einen Goldfisch. Ein solcher sollte er solange bleiben, bis er seinen Irrtum einsah. Er warf ihn in einen Brunnen unterhalb des Ödschlosses. Dieser Brunnen heißt deshalb bis auf den heutigen Tag "Goldbrunnen". Nach längerer Zeit aber änderte er seinen Sinn und wurde darauf wieder Mensch.
Das Ödschloß blieb teilweise verfallen. Es fand sich aber wieder ein Raubritter, der es bewohnte. Eines Nachts, als dieser nach unseligem Treiben ein Gelage hielt, zog ein schweres Gewitter heran. Der Blitz schlug ein und vernichtete das Schloß und alle Leute, die sich dort befanden.
Der Ritter aber trieb sich seit jener Nacht in der Gegend umher, oftmals ein wildes Geschrei erhebend. In den unterirdischen Gängen sollen bis heute viele geraubte Schätze sein. Der Schlüssel zum Eingang liegt unter einem großen Stein, auf dem ein Osterlamm ausgemeißelt ist. Dieser Stein befindet sich in dem Dorf "Unruhe", das unterhalb des Berges gestanden haben soll. Dort sollte einstens ein braver unglücklicher Jüngling diesen Schlüssel finden. Ihm sollte der ganze Schatz gehören. Zu bestimmten Zeiten öffnet sich aber der Berg von selbst, was nur wenige zu sehen bekommen. Diese können dann aber jedesmal etwas mitnehmen, jedoch nie den ganzen Schatz.
Die Sage von den unterirdischen Schätzen ist wohl die bekannteste,
und dürfte sich am längsten erhalten haben:
Diese und ähnliche Sagen gibt es auch für der Purberg bei Tschernowitz und für den Seeberg westlich von Eisenberg/ Ulbersdorf.
In gewissen Jahren soll sich am Palmsonntag und am Karfreitag, während in der Kirche die Passion verlesen wird, der verwachsene Eingang öffnen. Das sollen aber nur vom Glücke besonders begünstigte Personen, oder "Sonntagskinder" sehen können.
Eine arme Frau ging mit ihrem Kinde an einem schönen Tag beidem Ödschloßberg vorüber. Da gewahrte sie in ihm ein großes Loch, das weit in den Berg hinein reichte. Dieses Loch kannte sie nicht, obwohl sie aus der Gegend stammte. Sie ging deshalb in dasselbe hinein. Ein langer Gang führte tief in das Berginnere. Und siehe da. soweit das Auge reichte, lagen glänzende Haufen von Gold, Silber und Edelsteinen durcheinander. Erstaunt blieb sie stehen. Da sah sie auf dem Boden eine Menge Flachs liegen. Dieser hatte bei den armen Leuten viel mehr Wert als alles andere; schnell setzte sie ihr Kind nieder und trug dreimal, soviel sie nur fassen konnte, davon hinaus. Als sie sich darauf wieder umdrehte, um wieder zurückzukehren, war der Eingang verschwunden. Laut weinend rief sie nach ihrem Kinde, doch niemand antwortete. Soviel sie auch rief, es war nutzlos.
Zuhause erzählte sie die Geschichte ihren Nachbarn. Man sagte ihr, daß sie wohl wieder am Tage ein Jahr später zu der Stelle gehen soll, dann wäre die Höhle wohl wieder geöffnet. So ging die Frau ein Jahr später wieder dorthin. Und siehe da, der Höhleneingang war offen. Von Freude und Angst bewegt, ging sie in den Berg hinein. Und, oh Wunder, das Kind saß noch da, wo sie es im Jahr zuvor hingesetzt hatte. Diesmal kümmerten sie die Schätze und der Flachs nicht. Sie nahm das Kind und lief eilends zum Ausgang. Kaum hatte sie die Höhle verlassen, stürzte der Eingang mit fürchterlichem Getöse zu. Von einer Höhle war von außen nichts mehr zu sehen.
Als sie ihr Kind, das gesund und munter aussah, fragte, wer es in der langen Zeit versorgt habe, meinte dieses: Es habe viel geweint, aber eine weiße Frau hatte es getröstet und schlafen gelegt und schwarze Fräulein hätten mit ihm gespielt.
Der Frau aber wäre es wohl noch ärger als das erstemal ergangen, hätte sie nicht sehr viele geweihte Gegenstände bei sich gehabt. Der Flachs, den sie einst aus der Höhle mitgenommen hatte, war zu lauter Goldfäden geworden. Aus Dankbarkeit hatte sie dieselben dann der Kirche zu Sachsengrün geschenkt. Daraus wurde später eine schönes Kirchengewand gefertigt.
Darüber, wo die Burg "Ödschloß" gestanden haben soll schweigt sich die Sage aus. Es wird erzählt, daß sie gemeinsam mit der Veste "Burgstadl" nächst Jurau, andere sagen wieder, daß es die bei der einstigen "Brettmühle" bei Duppau bestandene Ritterburg gewesen sein könnte.
Der letzte Ritter dieser Burg war in den Krieg gezogen und hatte seine Frau mit nur wenig Bedienung auf der Burg zurückgelassen. Als nun gar keine Nachricht von ihm eintraf, stürzte sich sein innig liebendes Weib aus Verzweiflung von den Zinnen des Turmes. Ein wahnwitziger Fluch ging darauf in Erfüllung und die Burg verschwand ein für allemal.
In mondhellen Nächten wurde sie als weiße Frau, meist weinend und händeringend gesehen. Wer sie sah, dem verhieß es Unheil.
Die weiße Frau wurde des öfteren bei der Brettmühle gesehen. Dort war sie stets am Felsen des Waldes am Dürmauler Berg zu finden.