Gustav Zindel - Kaaden-Duppau

Heimatkreis Kaaden- Duppau
Hauptmenü
Direkt zum Seiteninhalt
Hauptmenü
Der Erzgebirgsmaler Gustav Zindel
entnommen der Chronik von Platten "Heimat im Erzgebirge" von Adolf Sachs.

Geboren am 13. August 1883 in Rodenau, gestorben am 21. November 1959 in Weipert.
Der wohl bekannteste Sohn des Kirchspiels Platten ist Gustav Zindelaus Rodenau. Er war ein begnadeter Künstler, der seine Erzgebirgsheimat über alles liebte und diese Liebe in seinen unzähligen Bilderen, Zeichnungen und Illustrationen zum Ausdruck brachte Doch floß in seinen Adern auch Egerländer Blut, auch das zeigte sich in seinen Werken.
Sein Vater Gustav Adolf Zindel stammte aus Asch, im westlichsten Zipfel des Egerlandes. Seine Mutter Anna, geborene Weinelt war aus Rodenau. Die Ehefrau von Gustav Zindel, Marie, geborene Ausflug, stammte aus Skupitz bei Postelberg.
Über sein Leben lassen wir Gustav Zindel selbst erzählen. Der Bericht erschien wenige Wochen vor seinem Tode in der Komotauer Zeitung im Jahre 1969 und wurde wenige Wochen vor seinem Tode aufgezeichnet:
Zuerst die Volksschule in Platten. Bereits mit 6 Jahren zeigte sich mein Talent zum Zeichnen und Malen, indem ich kleine Hefte mit charakteristischen Figuren und Gegenständen teils mit Blei- oder Buntstiften anfüllte. Nach Vollendung der Volksschule tauchte die Frage auf, was mit mir geschehen soll. Mein kunstsinniger Onkel aus Asch, welcher die Mittel dazu besaß, ermöglichte es, daß ich zum akademischen Maler Schottenhammer nach Komotau kam, um dort nach nicht ganz 2 Jahren an die Kunstgewerbeschule (heute Akademie) nach Nürnberg zu übersiedeln. Das war im November 1898. Die Jahrhundertfeier 1900 habe ich in Nürnberg erlebt. Die Eindrücke, die mir schon in Nürnberg zuteil wurden, waren ausschlaggebend, so daß ich schon im zweiten Jahrgang mit Bestleistungen hervorgetreten bin. Ein damaliger Professor (Hein) ersuchte mich sogar, bei meinem Abgang dort zu bleiben, um ihm bei einigen größeren Wandgemälden zu helfen. Ich aber sagte ab, was ich später bereut habe. Als Maler war damals weder für Dekoration, noch Plakat oder Theater, nicht einmal als Volontär, eine Anstellung zu finden. Ich ging heim nach Rodenau und machte mich selbständig, indem ich für Zeitschriften, Postkarten, Diplome u.v.a. Entwürfe schuf, wo ich mich so einarbeitete, daß ich bald laufend beschäftigt war. Daß ich auch Bilder malte und an den Herrn bracht, war selbstverständlich. Meinen Eltern, d.h. meiner Familie war das bekömmlich, konnte ich doch in Zeiten des großen Arbeitsandranges in der Wirtschaft bei Aussaat und Ernte mithelfen und zugreifen. War ich doch ihr einziger Erbe, indem meine um drei Jahre jüngeren Zwillingsbrüder wegen geistiger Schwäche sich unfähig erwiesen. In oben angeführter Weise arbeitete ich weiter bis zum Weltkrieg und nachher wieder bis zu unserer Aussiedlung.
1910 wurde ich mit Josef Hofmann, Bürgerschuldirektor in Karlsbad bekannt, der mich seine fotografischen Volkstrachtenstudien in ungefähr 10 Bildern umformen ließ. Dieser wurde durch die im Jahre 1906 auf dem Keilberg veranstaltete Jubiläums- Ausstellung mit meinem Bild "Die Huldigung des Erzgebirges von Kaiser Franz Josef auf mich aufmerksam und hat mich bis nach dem ersten Weltkrieg in Atem gehalten.
Von diesen Hofmann Bildern befinden sich noch der "Hochzeitstanz" und die "Kindstaufe" im Karlbader Museum, während die Kaiserhuldigung in Joachimstal ist. Das meiste, was ich in der ersten tschechischen Republik schuf, waren Postkartenentwürfe, Ehrenurkunden, Diplome usw.
Während des ersten Weltkrieges war ich einige Zeit in Salona bei Split in Dalmatien. 1926 heiratete ich und kurz darauf starben meine Eltern, so daß ich mit meiner Frau und meinen zwei halbunfähigen Brüdern die 9 Hektar Landwirtschaft bestellen mußte. Während der kurzen Reichszeit hatte ich es mehr mit Bildaufträgen zu tun. Seit dem Jahre 1929 habe ich durch Ankauf und Ausbau eines Nachbarhauses die "Zindelbaude", und mir darin ein eigenes Atelier geschaffen.
Wir wären ebenfalls in Deutschland und besitzen heute noch unseren Aussiedlungsschein, wenn nicht im Sommer 1946 meine Krankheit mit nachfolgender Bruchoperation die Sache vereitelt hätte. In diesem Jahr starb auch einer meiner Zwillingsbrüder.Von unseren sechs Kindern sind zwei verheiratet und der älteste Sohn ist am 12.12.1958 an einem Herzleiden verstorben. Leider war es auch noch derjenige, der Begabunggenug hatte, um mein Erbe antreten zu können."
Gustav Zindel, bescheiden wie er lebte, machte nicht viel Worte und klagte nicht über sein Schicksal, das ihn und uns alle 1945 ereilte. Er wurde am 24. September 1945 ins Landesinnere verschleppt, um bei Bauern schwer zu arbeiten. Bis Oktober 1946 waren sie in Olschena bei Rakowitz untergebracht. In dieser Zeit holte ein Lastauto aus Görkau sämtliche Bilder von Gustav Zindel in Rodenau aus seinem Atelier bzw. aus der Zindelbaude. Dann kam Zindel nach Podersam, von dort nach Pomeisl. Dort bemühte sich die Familie Zindel wiederholt um die Aussiedlung nach Deutschland., aber vergeblich.
Der Malerei ist er trotzdem nicht untreu geworden. Er schuf damals mit einfachsten Mitteln Aquarelle von den Ausläufern der Duppauer Berge zwischen Pomeisl und Watsch. Gustav Zindel hatte alles, was er bis 1945 geschaffen hatte, bis auf weniges, das Landsleute retteten, verloren.
Sohn Hans wurde mit anderen verbliebenen Deutschen für den Uranbergbau in Joachimsthal verpflichtet. Dadurch konnte die Familie nach Böhmisch Wiesenthal ins Erzgebirge übersiedeln.. Hier atmete Gustav Zindel Erzgebirgsluft und vernahm das Rauschen der Wälder. Ein kleines Dachstübchen in einem einstöckigen Fachwerkhaus auf einer grasigen Höhe am Fuße des Keilberges konnte er als Atelier einrichten.
Zindel bekam wieder Aufträge und noch einmal konnte er sich von seinem Schaffen erfüllt fühlen. Dann nahm ihm ein Stärkerer die Pinsel aus der Hand. Er kam schwerkrank ins Krankenhaus Weipert; am 21. September 1959 verlöschte sein Leben. In der Pfarrkirche in Böhm. Wiesenthal hatte man ihn aufgebahrt. In den Händen hielt er  die Pinsel und eine Farbpalette. Viele Hunderte deutscher Landsleute begleiteten den Toten hinauf in den Gottesacker. Gleich seinem Freunde Anton Günther konnte er in die Heimaterde gebettet werden. So wie die Lieder vom "Tolerhanstonl" in die Lande klingen, wird auch das Wirken des Erzgebirgsmalers Gustav Zindel unvergessen bleiben.
Im Herbst 1961 übersiedelte Frau Zindel nach Schmiedeberg, wo sie in einer Zwirnerei arbeitete. Am 17. Dezember 1967 konnte sie dann mit ihrer Familie in die Bundesrepublik Deutschland aussiedeln. Sie wohnte zuletzt in Schnaittach bei Nürnberg; dort starb sie am 28. März 1980.

Zurück zum Seiteninhalt