Die landwirtschaftliche Mittelschule - Das Kaadner Land

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Höhere Landwirtschaftliche Mittelschule
aus "Flug über die Heimat" mit Dr. Viktor Karell



Geschichte

Die erste Anregung zur Gründung einer landwirtschaftlichen Schule in Kaaden ging von Landesinspektor Maresch aus. Im Jahre 1854 legte er den Gemeindevorstehern sein Konzept vor. Seine Anregungen wurden dankbar aufgenommen und bald realisiert. Die nötigen Unterrichtslokale befanden sich zunächst in der Realschule. Für Gartenarbeiten hat der Kaadner Bürger Peter Prinzl seinen Obstgarten zur Verfügung gestellt, die Stadt hatte der Schule einen Acker von etwa 2 ha überlassen.
Am 2. Oktober 1862 wurde die Ackerbauschule mit 11 Schülern eröffnet. Sie hatte zwei Jahrgänge. Der Lehrplan umfaßte die Unterrichtsfächer Religion, Ackerbau, Wiesenbau, Viehzucht, Nutzgärtnerei, Hopfenbau, Bienenzucht und Grundbegriffe der Chemie. Bemerkenswert die Notenskala: Vollkommen genügend, beinahe vollkommen genügend, mehr als genügend, genügend, beinahe genügend, kaum genügend, nicht ganz genügend, ungenügend. Eine weitere Würdigung umfaßte die Aufmerksamkeit, die Ordnungsliebe, und die Ausdauer in Unterricht und Praxis.
Am 1.11.1863 wurde die Schule in "Praktische Ackerbauschule des Saazer Kreises" umbenannt. Hohe Persönlichkeiten erwiesen der Schule ihr Wohlwollen, indem sie die Bemühungen der Stadt Kaaden um die Schule bei den Landesbehörden unterstützten. Durch den Ackerbauminister Dr. Anton Banhans von Michelob wurde der Schule ein Betrag von 50.000 fl. bewilligt. Damit war es möglich, der Schule ein eigenes Gebäude zu errichten. Der erforderliche Grund wurde durch Ankauf der sog. Wiesenmühle mit den dazugehörigen Grundstücken im Ausmaß von 5,32 ha zum Kaufpreis von 26.000fl erworben. Damit erhielt die Schule ihren endgültigen Standort. Die neuen Wirtschaftsgebäude wurden für 32.366 fl. erstellt.
Die Übergabe der neuen Gebäude fand am 16. November 1873 statt. Die Schule wirkte zu dieser Zeit weit in die landwirtschaftliche Öffentlichkeit hinein, wofür sie zahlreiche Auszeichnungen erhielt.
Die Außenanlagen erfreuten sich liebevoller Pflege. Die 1878 angelegten Gärten, besonders der schöne botanische Garten waren eine Zierde der Anstalt und gleichzeitig ein vorzügliches Demonstrationsobjekt. Im Jahre 1870 wurden eine Wetterbeobachtungsstation und eine Samenkontrollstation errichtet.
Im Jahre 1884 beschloß der Landtag Böhmens eine Umorganisation des gesamten Schulwesens. Die Kaadener Ackerbauschule wurde in den Rang einer öffentlichen Mittelschule erhoben. Insgesamt waren drei derartige Schulen in Böhmen, Kaaden war die einzige mit deutscher Unterrichtssprache. Somit wurde die Ackerbauschule in eine landwirtschaftliche Mittelschule umgewandelt. Die Absolventen legten nach 6 Semestern  die Matura (Abitur) ab.
Eine weitere Umbenennung erfolgte im Jahre 1899 in "Deutsche königliche landwirtschaftliche Mittelschule zu Kaaden a.d. Eger". Rechtlich hatte dies zur Folge, daß er gesamte Besitz der Schule auf das Land Böhmen überging. Der neue Titel unterstrich den deutschen Charakter in offizieller Weise.
Dies hatte ein Ende mit Gründung der Tschechoslowakei im Jahre 1918. Die Lehranstalt wurde dem tschechoslowakischen Landwirtschaftsministerium unterstellt. Der Lehrbetrieb konnte aber trotzdem in vollem Umfange weitergeführt werden. Sie wurde im Jahre 1920 acht-semestrig und erhielt die Bezeichnung "Höhere Landwirtschaftliche Landesschule Kaaden". Der Lehrplan umfaßte 33 Pflicht- und einige Wahlfächer.
Im Kaadner Sprachgebrauch blieb sie aber weiterhin die "Mittelschule". Es sei vermerkt, daß die Mittelschulen der Donaumonarchie einen höheren Charakter hatten als in der heutigen Zeit. Sie waren mit den Realschulen vergleichbar, da sie einen mittleren Bildungsabschluß vermittelten.
Kaaden war inzwischen zu einem deutschen Bildungszentrum in Böhmen geworden. Außer der höheren landwirtschaftlichen Landesschule gab es:
die einjährige Haushaltungsschule
eine zweijährige Landeshaushaltsschule und
und ein pädagogisches Seminar zur Ausbildung landwirtschaftlicher Lehrkräfte.
Schülern aus allen Landesteilen Böhmens besuchten unsere Schule. Auch aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Rußland und der Türkei. Viele bedeutende Persönlichkeiten haben an dieser Schule studiert, so auch Gustav Hacker, geb. in Lubau, Kreis Podersam, praktischer Landwirt. Er war von 1928 bis 1935 Vorsitzender des Bundes der Landwirte und 1938 Abgeordneter im Prager Parlament. Nach der Vertreibung wurde er 1955 in Hessen Staatsminister für Landwirtschaft und Forsten.

Einrichtung und Ausstattung der Schule

Die Einrichtung und Ausstattung der Kaadner entsprach jederzeit dem zeitgemäßen Stand einer modernen Schule. Zur Anstalt gehörten eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 40 ha. Ein Teil derselben diente als Versuchsfeld für Düngungs- Sortenbau und andere Versuche. Im Experimentiersaal für Physik und Chemie konnten die Schüler entsprechende Experimente durchführen. Für den Unterricht in der Tierzucht stand ein Lehrmittelraum mit reichlicher Sammlung zur Verfügung. Samen- und Früchtesammlungen, sowie umfangreiche Versuche bereicherten den Unterricht im Pflanzenbau. Die Samenkontrollstation stellte der Schule ihre Beobachtungen zur Verfügung. Im Schulbetrieb waren die neuesten landwirtschaftlichen Maschinen im Einsatz. Die nicht zu umgehende Stallpraxis wurde als ein notwendiges Übel in Kauf genommen.

Die Vertreibung und die Zeit danach

Mit der Vertreibung der sudetendeutschen Volksgruppe aus ihrer tausendjährigen angestammten Heimat war auch das Schicksal unserer Schule besiegelt. In unserer Ersatzheimat ist es Oberstudiendirektor Dr. Josef Meinelt gelungen, mehr als 200 Anschriften von Ehemaligen zu sammeln. Diese Ehemaligen wurden in eine Organisation namens "Absolventenverein der ehemaligen höhreren landwirtschaftlichen Landesschule in Kaaden/ Eger e.V." zusamengefasst. Im Jahre  1962 fand im Salvatorsaal in München eine Feier mit den Absolventen Statt. Ein weiterer Höhepunkt war die feierliche Übernahme der Patenschaft durch die  Fachhochschle Schönbrunn am 4.6.1966. In den Lehranstalten Schönbrunn hat die Kaadner Schule eine symbolische Heimstatt gefunden.
Erwähnenswert ist noch die Nachgraduierung unserer Absolventen zum "Agraringenieur."
So ist die Kaadner Ackerbauschule gleichsam ein Kind der Kaadner Bürgerschaft, der Kaadner und Saazer Landwirte. Sie zeugt, wie viele andere Schulen in unserem schönen Böhmen, vom hohen Stand unserer Bildungseinrichtungen.
 
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